Angesichts der Energiekrise verordnete der Bundesrat den Haushalten Stromsparmassnahmen, wie weniger heizen. Selbst ein Verbot des Bügelns war angedacht. Von einer Einschränkung mobiler Kommunikation war jedoch nie die Rede. Deutschland ist hier nun der Vorreiter.
Die Mobilfunkbetreiber in Deutschland dürfen neuerdings die Leistung ihrer Antennen aus Energiespargründen verringern. Konkret heisst das: Wenn der Bedarf gering ist, wird ein Teil der Frequenzbänder in den Stand-by-Modus gesetzt, also ausgeschaltet. Das bedeutet weniger Stromverbrauch, und ganz nebenbei auch eine tiefere Belastung der Umwelt durch Mobilfunkstrahlung.
Wie sieht es in der Schweiz damit aus, drahtlos keinen unnötigen Strom zu verbrauchen? Können die Mobilfunkbetreiber ihre Antennen auch ausschalten, so wie das Licht ausgemachen, wenn das Zimmer verlassen wird?
Wir haben bei Swisscom nachgefragt, was geplant oder bereits umgesetzt ist, und erhielten vom Leiter EMF & NISV Compliance Herr Müller folgende Antwort:
«Ähnlich der in Ihrem Bericht erwähnten Tests finden auch bei Swisscom aktuell Untersuchungen zu neuen 5G-Energiesparmöglichkeiten statt. Diese gehen so weit, dass Anlageteile bei Nichtverwendung bis zur nahezu Komplett-Ausschaltung heruntergefahren werden können und erst bei Bedarf wieder aktiviert werden. Eine minimale Signalisierung bleibt auf einem Frequenzband aber stets aktiv. Verlaufen die Tests positiv, werden die Funktionalitäten implementiert.»
Auch erwähnte er, dass im 4G-Netz bereits diverse Energiesparoptionen (sog. power saving features) implementiert sind, welche den Energieverbrauch senken.
Aus ökologischer Sicht (Stromverbrauch), und auch aus gesundheitlicher Sicht (Strahlenbelastung), wäre ein "Eco-Modus" wie bei Schnurlos-Telefonen wünschenswert, insbesondere nachts - wenn wir alle schlafen, brauchen wir eigentlich kaum Mobilfunk. Das hiesse, die Mobilfunkantennen strahlen nur dann, wenn sie von einem Handy in ihrer Nähe eine Anfrage bekommen, ansonsten sind sie stand-by.
Wieso wird also bei Nichtgebrauch nicht einfach ausgeschaltet? Ganz einfach, es findet ein ständiger Datenaustausch zwischen Antenne und Endgerät statt. So kann das Endgerät unmittelbar loslegen bei Gebrauch und muss nicht erst eine Verbindung aufbauen. Dasselbe gilt auch für WLAN. Steckt man am Laptop ein Internetkabel ein, kann man sehen, welche WLAN Verbindungen das Gerät schon bereit hält, obwohl bei Kabelanschluss überhaupt keine WLAN Verbindungen gebraucht wird. Der Grund ist, damit das Endgerät, wenn es dann eine WLAN Verbindung benötigt, sofort loslegen kann und nicht erst eine Verbindung aufbauen muss und so ein paar Sekunden brauchen würde.
Wenige Sekunden Zeitgewinn stehen dem Energiesparen entgegen
Wir gehen davon aus, dass die Mobil-Nutzer bereit sind, 10 Sekunden Verbindungsaufbau abzuwarten zu Gunsten eines geringeren Stromverbrauchs und von mehr Umweltschutz. Solange jedoch die Mobilfunkbetreiber ihre Antennen nicht stand-by setzen, gibt es vorerst bei Nichtgebrauch nur eine Lösung: Endgerät ausschalten oder zumindest in den Flugmodus setzen. Die Stromrechnung wie auch die Gesundheit dankt.