Ja, Mobilfunkstrahlung ist wirklich gefährlich!

Leserbrief zum Artikel vom 18. Juli 2017 „Wie gefährlich ist Mobilfunk wirklich?“ in der Thugauerzeitung, dem Tagblatt und der Luzerner-Zeitung 

Der interessante Artikel von Andreas Lorenz-Meyer hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Zum einen empfehlen Experten Schutzmassnahmen vor übermässiger Strahlenbelastung,
beteuern aber, dass die geltenden Grenzwerte ausreichenden Schutz bieten würden. Weshalb braucht es denn solche Empfehlungen?

Wieso vertritt insbesondere Professor Martin Röösli die Meinung, dass es angeblich keine Hinweise auf Gesundheitsauswirkungen unterhalb der Grenzwerte geben würde? Ihm sind
die vielen industrieunabhängigen Studien sehr wohl bekannt, die genau das Gegenteil belegen. Ignoriert er sie einfach, weil sie nicht ins Konzept passen? Bezieht er sich lieber auf
Studien, die von der Industrie beeinflusst sind und wunschgemäss Entwarnung geben? Es lohnt sich ein klärender Blick hinter die Person von Martin Röösli.

Er ist vom Bundesrat respektive dem Bundesamt für Umwelt damit beauftragt, die Schutzwirkung der Grenzwerte zu beurteilen. Regelmässig lässt er verlauten, dass aus
wissenschaftlicher Sicht keine Notwendigkeit zur Anpassung der Grenzwerte bestehen würde. In Fachkreisen nennt man diese Funktion „Firewall“. Dies ist im Sinne seines
Auftraggebers, der mit der Vergabe von Mobilfunkkonzessionen sehr viel Geld einnimmt und den Mobilfunkanbietern im Gegenzug hohe Grenzwerte per Verordnung garantiert. Weshalb
hat sich Röösli letztes Jahr aus medizinischer Sicht nicht vermehrt zu Wort gemeldet, als das Parlament die Grenzwerte erhöhen wollte?

Auf wen vertraut der Bundesrat eigentlich? Martin Röösli hat eine Ausbildung als Primarschullehrer und studierte Umwelttechnik und Statistik. Promoviert hat er auf dem
Gebiet der Epidemiologie. Danach spezialisierte er sich auf Umweltstatistik und leitet inzwischen diesen Bereich des Tropeninstituts in Basel. Weshalb setzt der Bundesrat auf
einen Fachmann, der über keine medizinisch-biologische oder zumindest über eine telekommunikationstechnische Ausbildung verfügt?

Gleichzeitig ist er für die Forschungsstiftung Mobilfunk und Strom (FSM) tätig, die von der Industrie gegründet und finanziert wurde. Sie leugnet systematisch die Risiken von
Strahlung. Er ist auch Mitglied des 14-köpfigen und von der Industrie initiierten Vereins ICNIRP, der international und auch in der Schweiz die zu hohen Grenzwerte für Strahlung zu
verantworten hat. Es ist zudem ausführlich dokumentiert, dass das Projekt der WHO zu den gesundheitlichen Risiken des Mobilfunks vom ICNIRP-Verein dominiert wird. Es wundert
deshalb nicht weiter, dass die neue Beratungsgruppe für nichtionisierende Strahlung (BERENIS) des Bundesamtes für Umwelt ausgerechnet durch das ICNIRP-Mitglied Martin
Röösli geleitet und administriert wird. Der Kreis schliesst sich und es sollte klar sein, dass der Bock zum Gärtner gemacht wurde.

Link zur Luzerner Zeitung

Weitere Leserbriefe dazu im "Landbote" 10.08.2017