Schweizer Strahlenschutz blockiert neues Handy-Netz - Gegenposition des Dachverbandes Elektrosmog Schweiz und Liechtenstein

Die Aargauerzeitung hat am 6. September 2017 einen Artikel mit dem Titel "Schweizer Strahlenschutz blockiert neues Handy-Netz" veröffentlicht.

Der Dachverband Elektrosmog Schweiz und Liechtenstein findet, dass die Leser und Leserinnen der Aargauerzeitung sowie alle anderen Bürgerinnen und Bürger ein Anrecht darauf haben, etwas mehr über Grenzwerte und die möglichen Ausbaulösungen zu erfahren. Auch fänden wir es nötig, dass die Bevölkerung weiss, wie die Mobil- und Stromindustrie die Gremien infiltriert, welche die Gefährlichkeit oder eben Ungefährlichkeit der Mobilfunkstrahlung bewerten sollen.

Das PDF mit dem Titel „Grenzwertvergleich“ zeigt, dass die Behauptungen der Mobilfunker ins Reich der Märchen gehören!

Schweizer Strahlenschutz blockiert neues Handy-Netz - Gegenposition des Dachverbandes Elektrosmog Schweiz und Liechtenstein
Die Mobilfunkbetreiber haben eine konzertierte Propagandawelle losgetreten. Dies mit dem Ziel, die schon lange in der Kritik stehenden Grenzwerte für Funkstrahlung massiv zu erhöhen. Sie können sich offensichtlich nicht mit dem Entscheid im Bundesparlament vom letzten Herbst abfinden. Damals wurde eine Grenzwerterhöhung nämlich abgelehnt, weil die Risiken aufgrund der wissenschaftlichen Faktenlage und der umweltmedizinischen Praxiserfahrung nicht zu verantworten sind. Inzwischen liegen weitere warnende Studien, aber auch erfolgreiche Gerichtsbeschwerden von Betroffenen vor, die nachweislich durch Mobilfunkstrahlung geschädigt wurden. Auch weiteren Landwirten und deren Vieh wurde in den vergangenen Monaten erhebliches Leid durch Mobilfunkanlagen zugefügt. Es soll noch jemand behaupten, dass Menschen lediglich wegen der Angst vor Strahlung krank werden.

Was neu ist, und das ist eine Ungeheuerlichkeit, dass sich nun auch Chefbeamte des Bakom vor den Werbekarren der Mobilfunkbetreiber spannen lassen!

Die Mobilfunkindustrie hat mit ihrer aggressiven Werbung und dem Verteilen von billigen Smartphones die Begehrlichkeit nach immer mehr Bandbreite angeheizt. Jetzt steht sie vor dem Problem, dass ihre veraltete funkbasierte Infrastruktur die selbst generierte Datenflut kaum mehr verkraftet. Eine strukturelle Anpassung ist deshalb längst überfällig. Die notwendigen Investitionen will man mit Hilfe höherer Strahlungsgrenzwerte möglichst lange hinauszögern – vergleichbar einer Erhöhung der Abgasgrenzwerte, damit Autobauer noch länger veraltete Technologie verkaufen dürfen. In diesem Zusammenhang sei beispielhaft erwähnt, dass in China für den Mobilfunk fünf Mal tiefere Immissionsgrenzwerte gelten als in der Schweiz. China und andere Länder haben die Schweiz im Strahlenschutz bekanntlich überholt.

Tiefere Grenzwerte fördern die Innovation in der Mobilfunkbranche. Hohe Grenzwerte hingegen zementieren überholte Infrastrukturen und Konzepte. Die Politik ist deshalb gefordert und sollte sich nicht einschüchtern lassen von den Branchenvertretern und deren Lobbyisten.

Der Dachverband Elektrosmog Schweiz und Liechtenstein empfiehlt in der verfahrenen Situation folgende Lösungen:

  • Es sollte systematisch zwischen Innen- und Aussenraumversorgung getrennt werden, damit nicht mit leistungsstarken Antennenmasten in Gebäude hineingestrahlt werden muss.
  • Rund 80% des ganzen Datenvolumens wird mit Kunden innerhalb von Gebäuden abgewickelt. Dies kann mittels Kleinstfunkanlagen (Femtozellen) und WLAN erfolgen, oder zur
    Strahlungsminderung mit verkabelten Endgeräten, wo es möglich ist.
  • Der Ausbau der Glasfasernetze muss endlich ernsthaft vorangetrieben werden. Höhere Grenzwerte beim Mobilfunk verzögern den Glasfaserausbau um viele Jahre. Ein leistungsfähiges Glasfasernetz ist wesentlich wichtiger für unsere Wirtschaft als immer mehr Sendeleistung beim Mobilfunk.

Hofen, 12. September 2017, Markus Lauener, Präsident Dachverband Elektrosmog CH + LI